„Es ist sehr schwierig, seine Gefühle zu Papier zu bringen, insbesondere solche, die von langer Dauer sind, solche, die tief in dir schweigen und nur Stück für Stück herauskommen, und von denen du dir nicht einmal sicher bist, welches du lieber fühlen würdest. Über Nostalgie zu schreiben und dieses Gefühl mit YU-Peace gleichzusetzen, reicht nicht aus, um das Gefühl zu beschreiben, dass jeder junge Mensch als Teil dieser Gruppe in sich trägt. Die Stärke des Gruppengefühls liegt in der Tatsache, dass das Netzwerk YU-Peace nicht nur in den Camps besteht, nicht nur auf physische, durch Ort und Zeit bestimmte Reisen beschränkt ist, sondern in erster Linie WIR – junge Menschen mit großem Herzen – es ausmachen. (…) Sie sind die Grundlage dessen, was YU-Peace ausmacht: Vielfalt, Toleranz, Multikulturalismus, all die Schönheit und Stärke, die die Menschen des Balkans in sich tragen. Für mich lebt der Frieden nicht in einem Ziegelstein, der sich im Laufe der Zeit auflöst, einer Farbe, die im Laufe der Zeit verblasst oder einer Institution, die morgen durch eine andere ersetzt wird. Frieden lebt in Menschen und mit Menschen, Frieden lebt jeden Tag und jede Stunde und er lebt sogar im Chaos dieses Jahres weiter: in unseren Freundschaften, den Knoten, die wir geknüpft haben, als wir zusammen waren und die wir nie wieder loslassen. Und doch bin ich am Ende nur ein gewöhnlicher junger Mann aus Vukovar, der jetzt gerne ohne nachzudenken nach Tuzla, Sombor, Srebrenica, GVU oder ans Ende der Welt reisen würde, um zu seinen Freund*innen zurückzukehren. Ich werde nicht zulassen, dass Farben oder Flaggen sie trennen, und schon gar nicht Corona. Unser Frieden lebt jenseits von Statistiken und Beschränkungen, nicht einmal Viren können ihn kontaminieren. Frieden ist für uns nicht einfach eine Freizeitbeschäftigung, sondern eine Lebenseinstellung. Ich denke, die Pandemie ist nur ein weiterer Test, bei dem wir beweisen müssen, dass wir selbst in diesem Moment, in dem die ganze Welt stehen geblieben ist, immer noch unermüdlich zusammenhalten, und dass unsere Botschaft, trotz der Masken, die unseren Mund bedecken, weiterhin laut zu hören ist.“

Uroš Antić, Vukovar, Kroatien