Das Projekt in Israel und Palästina

Die heutige Generation der jungen Erwachsenen aus Israel und Palästina hat als Kinder zumeist die positive Aufbruchsstimmung nach den Oslo-Verhandlungen erlebt. Danach war ihre Jugend geprägt durch die zweite Intifada, nicht wenige verloren nahe Angehörige oder Freund*innen.
Die Palästinenser*innen in der Westbank und Ostjerusalem werden durch den Bau der israelischen Sperranlage und den fortschreitenden, auch durch die Vereinten Nationen verurteilten Siedlungsbau, in Enklaven zurückgedrängt. Die Aussicht auf einen unabhängigen Staat rückt in weite Ferne. Die Situation wird zunehmend als hoffnungslos empfunden und die meisten Palästinenser*innen scheuen Dialogbegegnungen mit Israelis und sträuben sich gegen vorschnelle Sympathiebekundungen. Sie fordern Gerechtigkeit und ein Ende der israelischen Besatzung. Nicht selten hören sie bei den Seminaren zum ersten Mal von den Ausmaßen der Gräuel des Holocaust und des zweiten Weltkriegs und der Bedeutung des Staates Israel insbesondere für die jüdischen Israelis.

Checkpoint in der Altstadt von Hebron

Umgekehrt erfahren die israelischen Teilnehmer*innen bei den Seminaren oft zum ersten Mal von den katastrophalen Auswirkungen der Besatzung auf das palästinensische Leben. Gleichzeitig beschreiben sie die Atmosphäre in Israel als ähnlich pessimistisch und für viele ist die Angst vor Terroranschlägen in ihrem Alltag regelmäßig präsent. Den Menschen fehlt der Glaube an eine friedliche Koexistenz mit der palästinensischen Seite, was zu einer spürbaren Abgrenzung und Stärkung des konservativen Lagers führt. Der Dialog bedeutet auch eine Konfrontation mit eigenen Ängsten, viele vermissen Partner*innen auf der anderen Seite, die ihre Existenz anerkennen und ihnen ein anderes Handeln möglich erscheinen lassen.
Die palästinensischen Teilnehmer*innen sehen sich ihrerseits selbst in ihrer Existenz bedroht und in ihrem Leiden nicht anerkannt. Diese Ängste, die Wut und eine ablehnende Haltung werden ihnen während der zwei gemeinsamen Wochen zugestanden, was am Ende zu einer ehrlichen Annäherung, manchmal auch zu persönlichen Freundschaften führen kann und zu gemeinsamer Motivation, etwas gegen die von Feindseligkeit und Ungerechtigkeit geprägte Besatzungsrealität zu unternehmen.