„Wir haben Masken, wir haben den Willen, und es fehlt uns nicht an Ideen“
Liebe Spender*innen, liebe Unterstützer*innen,
Das obige Zitat entstammt einem Facebookbeitrag des Youth United in Peace Netzwerks im ehemaligen Jugoslawien. Im August kam eine kleine Gruppe Engagierter trotz Corona persönlich zusammen, um Möglichkeiten für Aktivitäten in der zweiten Jahreshälfte auszuloten.
Dieses Jahr ist für Ferien vom Krieg eines der herausforderndsten Jahre der Projektgeschichte. Unter Pandemiebedingungen sind genau jene Aktivitäten, die den Kern unserer Arbeit ausmachen, schwer bis gar nicht realisierbar: persönliche Treffen großer Gruppen, die dafür oft weite Reisen auf sich nehmen. Entsprechend turbulent verläuft 2020 für uns. Während wir zu Jahresbeginn noch hofften, die Aktivitäten – vielleicht mit einem speziellen Hygienekonzept – umsetzen zu können, wurde im Frühjahr klar, dass wir dieses Jahr neue Wege beschreiten müssen. Unsere Partner*innen im ehemaligen Jugoslawien und in Israel und Palästina haben noch während des Frühjahrs Pläne für alternative Aktivitäten geschmiedet, sowohl für digitale als auch persönliche Treffen. Diese Pläne mussten angesichts der sich stetig ändernden Bedingungen immer wieder angepasst werden, was die Umsetzung sehr schwierig machte. Nachdem die erste Coronawelle in Israel und Palästina abflaute, schwebte (und schwebt) eine mögliche Annexion des Jordantals und weiterer Gebiete des Westjordanlands durch den israelischen Staat wie ein Damoklesschwert über der Region. Viele ehemalige Teilnehmende haben an Demonstrationen gegen die Regierung Netanyahus und den Black-Lives-Matter-Protesten teilgenommen.
Dann kam die zweite Welle an Infektionen mit erneuten Ausgangsbeschränkungen. Dennoch haben es unsere Partner*innen geschafft, die wichtige Arbeit in neuer Form fortzusetzen: Sie haben zahlreiche On-line-Treffen veranstaltet. In Israel und Palästina trafen sich Teilnehmende während des Lockdowns in uni-nationalen Gruppen digital oder in kleinen Gruppen persönlich. Im August fanden sich ehemalige palästinensische Teilnehmende des Allgenders-Seminars zu einem Nachfolgetreffen in Jericho zusammen; die israelische Gruppe traf sich in Jerusalem und veranstaltet monatliche Online-Treffen mit Fokus auf Formen und Möglichkeiten von Aktivismus und gewaltfreier Aktionen. Nach einer Phase von Online-Treffen plant das Team des Frauen*seminars eine Reihe uni- und bi-nationaler physischer Treffen für die letzten Monate dieses Jahres und bis ins Frühjahr 2021 hinein. Die Partner*innen im ehemaligen Jugoslawien kämpfen ebenfalls mit der Pandemie und der Instrumentalisierung von Corona durch ihre Regierenden – unter anderem in Serbien, wo Präsident Vučić Restriktionen lockerte, um Wahlen abhalten und den Ausgang in seinem Sinne beeinflussen zu können, nur um diese unmittelbar danach wieder in Kraft zu setzen. Doch auch in dieser Projektregion konnten Jugendliche aktiv bleiben: neben Online-Treffen nahmen in Srebrenica elf YU-Peace-Aktive anlässlich des 25. Jahrestages des Massakers an einer Workshopwoche des Erinnerungszentrums und des Post-konflikt-Forschungszentrums Bosniens mit dem Motto „Mit der Vergangenheit umgehen um die Zukunft neu zu denken“ teil. YU-Peace plant für Ende September ein Treffen zum Weltfriedenstag und weitere Aktivitäten – zumindest lokal in den jeweiligen Städten; hierüber werden wir online und im Jahresbericht informieren.