2022 war für uns alle ein bewegtes Jahr: politisch hielt uns vor allem der anhaltende Krieg in der Ukraine in Atem. Inflation und Preissteigerungen trafen Menschen weltweit und belasten nicht nur hierzulande viele.
Die Projektregionen von Ferien vom Krieg sind dahingehend keine Ausnahme. Gerade auf dem Balkan zeitigt der Krieg in der Ukraine auch politische Konsequenzen und spaltet die zerklüfteten politischen Lager weiter.
In Palästina und Israel ist die Lage nach der letzten Wahl weiter eskaliert: Im Regierungsbündnis um Benjamin Netanjahu versammeln sich auch offen rechtsradikale Stimmen, die unverhohlen die gewaltsame Vertreibung der Palästinenser*innen und die Annexion der besetzten palästinensischen Gebiete fordern bzw. ankündigen. Gleichzeitig beschließt die Koalition Ge-setze, die demokratische Grundprinzipien aushebeln. Die Gesetzesinitiative, welche es dem Parlament ermöglicht, Entscheidungen des Obersten Gerichtshofs zu überstimmen, ist hier ein schockierendes Beispiel. Seit Monaten regt sich in der israelischen Gesellschaft zusehends Protest, den immer mehr Menschen selbst aus bisher staatstragenden Teilen der Gesellschaft auf die Straße tragen.
Für unsere Partnerinnen bedeuten die politischen Entwicklungen weitere massive Herausforderungen für ihre Arbeit: In Serbien beispielsweise hat unsere Partnerorganisation Link Probleme, überhaupt noch Veranstaltungsräume für regierungskritische Vorträge und andere Veranstaltungen zu finden. Die Partnerinnen in Israel und Palästina fürchten angesichts der zunehmenden Gewalt insbesondere im Westjordanland noch mehr als bisher um ihre persönliche Sicherheit. Auch geht die Regierung im Sinne ihrer radikalen Anhänger*innen in Israel bereits systematisch gegen dialogorientierte Bildungsangebote vor.
Die Artikel dieses Jahresberichts zeugen ein-drücklich von den politischen Veränderungen in unseren Partnerregionen, welche tiefe Zäsuren für die Handlungsmöglichkeiten von Aktivist*innen in den nächsten Jahren bringen können.
Nachdem wir 2022 nach vielen Coronaeinschränkungen wieder (fast) zum Aktivitäten-
niveau der Vor-Corona-Jahre zurückkehren konnten, stehen wir vor neuen Herausforderungen, die die Arbeit weiter erschweren, jedoch hoffentlich nicht unmöglich machen.
Gleichzeitig berichten Teilnehmende allen Partner*innen von den tiefgreifenden, ermutigenden Wirkungen der Begegnungen. Oft entfalten sich diese erst einige Zeit nach den Aktivitäten, wenn die Erfahrungen beginnen, Einfluss auf das alltägliche Leben der Teilnehmenden zu nehmen.
Unsere Partner*innen sind fest entschlossen, ihren Einsatz für Dialog, Frieden und eine demokratische Zukunft gegen alle Widrigkeiten fortzusetzen. Wir bleiben solidarisch an ihrer Seite.