Einen weiteren Sommer lang hat Wi.e.dersprechen junge Menschen in zwei Projektregionen zum politischen Dialog zusammengebracht.
Im Projektteil Israel und Palästina ist es den Partnerinnen dieses Jahr erneut gelungen, in dieser immer hoffnungsloser erscheinenden politischen Lage 36 Teilnehmende durch ein intensives und wechselhaftes Dialogseminar zu begleiten. Dies ist umso bemerkenswerter, als die fragile, eskalierende politische Lage während der gesamten Vorbereitungsphase das Stattfinden des Seminars in Frage stellte: einerseits logistisch, da zwischenzeitlich die Anreise der beiden Gruppen nach Deutschland zu scheitern drohte; und andererseits emotional – ob jene Interessierten, die im April in die Vorbereitungszeit starteten, angesichts der niederschmetternden Repression im Westjordanland, den dystopischen Entwicklungen in Gaza aber auch des Krieges mit Iran am Ende tatsächlich kommen wollen würden, war keineswegs sicher. Die lokalen Teams haben die 36 Frauen durch alle Höhen und Tiefen begleitet und schließlich wurde das Dialogseminar ein Erfolg.
Seekers (Name geändert), die zweite Partnerinitiative in dieser Region, setzte ihre Arbeit vor Ort unterdessen unermüdlich fort. Nach einem digitalen Treffen der Aktiven haben sie für den Spätherbst nun nicht nur ein persönliches binationales Treffen langjähriger Aktiver geplant, sie setzen gleichzeitig die uninationale Arbeit in ihren jeweiligen Gesellschaften fort, unter anderem durch Diskussionsveranstaltungen. Zudem formiert sich ein neues Team, welches einen neuen Versuch unternimmt, vor Ort Gruppen für einen neuen Zyklus des zweijährigen Dialogprogramms von Seekers aufzubauen.
Die Aktiven des Dialogseminars für Frauen* werden ab Mitte September mit der Seminargruppe weiterarbeiten: uninationale Treffen, verschiedene Workshops und ein binationales Treffen sind bis Dezember geplant.

Im Projektteil in Bosnien und Herzegowina, Serbien und Kroatien fand als erste große Begegnung vom 24. bis 28. Juli das Camp für Aktive erneut in der Nähe von Tuzla in Bosnien und Herzegowina statt. Knapp 50 Mitglieder des Netzwerks Youth United in Peace (YU-Peace) nahmen teil. Die Jugendlichen beschäftigten sich vor allem mit dem Genozid in Srebrenica, der sich 2025 zum dreißigsten Mal jährt: Wie ist die Lage in der Region 30 Jahre danach? Wie wird über den Genozid gesprochen, wie steht es um die gesellschaftliche und politische Anerkennung des Geschehenen? Und inwieweit prägt diese historische Erfahrung die Sicht auf aktuelle Entwicklungen in der Welt, beispielsweise die Lage in Gaza?
In Bosnien und Herzegowina machte im Verlauf des Jahres zudem die Situation um Milorad Dodik, den Präsidenten der Republika Srpska, neuerlich Schlagzeilen. Anfang August bestätigte die Berufungskammer des Obersten Gerichts von Bosnien und Herzegowina das Urteil der Zentralen Wahlkommission, nach dem er unter anderem ein sechsjähriges Verbot politischer Betätigung hat. Dodik hat bereits verlauten lassen, dass er dieses Urteil wiederum nicht respektieren wird – somit droht in Bosnien und Herzegowina weiterhin eine Verfassungskrise.