Liebe Unterstützer*innen,

es ist Sommer und damit ist wie immer die Zeit der großen Dialogbegegnungen gekommen. Obwohl unsere Partner*innen das ganze Jahr über Aktivitäten organisieren, finden zwischen Juni und September weiterhin die größten Dialogseminare und Begegnungen statt.

Den Auftakt bildet wie im vergangenen Jahr das Aktivencamp auf dem Balkan, das abwechselnd in den verschiedenen Partnerstädten stattfindet. 2024 wird es in Srebrenica organisiert. Die Camps in Srebrenica hatten für Youth United in Peace (YU-Peace) schon immer eine besondere Bedeutung, doch in diesem Jahr wurden die politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um den Genozid neuerlich aktualisiert: Als die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) Ende Mai endlich eine Resolution verabschiedete, die den 11. Juli zum internationalen Gedenktag des Genozids erklärte, waren die Reaktionen in den Nachfolgestaaten Jugoslawiens sehr gegensätzlich und die politische Stimmung verschärfte sich.

In Bosnien und Herzegowina (BiH) äußerten sich das bosniakische und das kroatische Mitglied des Staatspräsidiums, Denis Becirovic und Zeljko Komsic, sehr positiv und anerkennend. Ersterer bezeichnete die Annahme der Resolution als eine „Chance für Katharsis und Versöhnung in der Region“. Ganz anders sieht dies – wenig überraschend – der Präsident der Republika Srpska, Milorad Dodik, der immer wieder mit Abspaltung von der Föderation droht und insgesamt eine sehr nationalistische Rhetorik pflegt. Diesmal ging er so weit, den Völkermord in Srebrenica vor Medienvertreter‘*innen offen zu leugnen. Für Überlebende und zivilgesellschaftliche Organisationen in BiH und anderen Teilen der Region, die sich für die Aufarbeitung der Vergangenheit einsetzen, ist die internationale Anerkennung hingegen ein wichtiger Schritt, der ihnen den Rücken stärken kann.
Unsere Partner*innen lassen sich von den nationalistischen Ausbrüchen nicht von ihrer Arbeit abhalten, werden aber auf öffentliche Auftritte mit den Gruppen verzichten. So auch in Seget Donji, wo sich Mitte August rund 70 neue Interessierte in zum alljährlichen Friedenscamp treffen; bereits stattgefunden hat ein Tagesausflug nach Vukovar in Kroatien (S. 4).

In Palästina und Israel arbeiten die Partner*innen dieses Jahr angesichts der unaussprechlich dramatischen Lage anders als zuvor (siehe dazu auch unseren Spendenaufruf vom Frühjahr). Das Team des Frauen*seminars hat ein Alumni- und Konzeptseminar organisiert und wird mit einer Gruppe von ca. 25 Personen nach Deutschland kommen (S.3).
Seekers (Name geändert), die zweite Partnerorganisation in der Region, setzt ihre Arbeit vor Ort nach Kräften fort. Derzeit konzentrieren sich die Aktivitäten auf langjährige Aktive und die Stärkung und Begleitung kleinerer aktivistischer Projekte. Gleichzeitig werden Arabischkurse für Aktivist*innen angeboten und Kleingruppen organisieren (semi-)öffentliche Veranstaltungen, um mit ihren Communities über die aktuelle Situation ins Gespräch zu kommen und die sich immer weiter verhärtenden Narrative aufzubrechen. Auch Seekers entwickelt derzeit ihre Dialogprogramme unter den neuen politischen Bedingungenweiter. Anfang März fand in Berlin ein von der „School for Peace (SfP)“ organisiertes Dialogtreffen für Israelis und Palästinenser*innen, die in Europa leben, statt. Nach einem halben Jahr des digitalen Dialogs traf sich die Gruppe erstmals persönlich. Wi.e.dersprechen hat die Initiative finanziell und logistisch unterstützt (S. 2).