Die Corona-Pandemie zwingt auch das Projekt Ferien vom Krieg dazu, die Pläne für dieses Jahr zu ändern. In den letzten Wochen ist klargeworden, dass wir 2020 andere Wege gehen müssen: sowohl die Dialogseminare für Israelis und Palästinenser*innen in Deutschland als auch die große Erstbegegnung für Jugendliche aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien können nicht wie geplant stattfinden. Vor allem haben wir uns bei diesen Entscheidungen von unserer Verantwortung für die Gesundheit unserer Mitarbeiter*innen und Teilnehmenden leiten lassen. Zudem ist die Entwicklung der Situation so ungewiss, dass wir auch aus finanzieller Verantwortung gegenüber dem Projekt und gegenüber Ihnen, die Sie das Projekt durch Ihre Spenden ermöglichen, Stornierungsfristen für Flüge und Unterkünfte nicht verstreichen lassen wollten. Offen sind auch Fragen nach Einreisemöglichkeiten nach Deutschland und etwaigen damit verbundenen Bedingungen. Ähnliches gilt im ehemaligen Jugoslawien: die Jugendlichen reisen aus verschiedenen Ländern an und es ist unklar, welche Reisebestimmungen in Kroatien im Sommer gelten werden.
Alternativen im Sommer 2020
Stattdessen haben wir uns mit unseren Partner*innen dafür entschieden, die Un-Möglichkeiten, die die Pandemie mit sich bringt, konstruktiv zu nutzen – mit neuen Formaten und Konzepten, die teilweise bereits im Gespräch waren, für die bisher aber entweder die Zeit oder die zusätzliche Finanzierung fehlte. Aus den diesjährigen neuen Aktivitäten können wir Erfahrungen für die zukünftige Weiterarbeit gewinnen. Zudem werden wir den Partner*innen in den Projektregionen Möglichkeiten für kleine Weiterbildungsworkshops bieten. So können wir die Krise als Chance nutzen.
Konkret planen derzeit die Koordinator*innen des Frauen*seminars ab Herbst eine Reihe mehrtägiger Treffen für die Teilnehmer*innen der letzten Seminarjahrgänge in Israel und Palästina, bei denen Möglichkeiten für gemeinsamen Aktivismus ein zentrales Thema bilden sollen. So kann die Weiterarbeit vor Ort verstetigt werden – diesen Bereich auszubauen, steht schon länger auf unserer Agenda: es ist ein wichtiger Aspekt für die Stärkung der Wirkung in die lokalen Gesellschaften hinein. Die Koordinator*innen des Allgenders-Seminars haben sich sogar vorgenommen, eine Erstbegegnung vor Ort auf die Beine zu stellen.
Im ehemaligen Jugoslawien engagieren sich Jugendliche von YU-Peace gerade bei Nachbarschaftshilfen oder Unterstützungsangeboten des Roten Kreuzes. Unsere Partner*in-nen werden bereits Geplantes, also ein Nachfolgecamp für Ehemalige und mehrere Wochenendbesuche, im letzten Quartal des Jahres nachholen. Für den Sommer ist ein „Online-Camp“ geplant, bei dem sich die Jugendlichen im virtuellen Raum über Grenzen hinweg austauschen und an verschiedenen politischen Workshops teilnehmen können.
Auch jetzt arbeiten schon viele der Jugendgruppen in den Städten online. Neben der Tatsache sich so über die Erfahrungen mit der aktuellen Situation auszutauschen, sind diese Treffen für die Jugendlichen wichtig, um gerade in der aktuellen Situation weiter an den Themen dranzubleiben, die ihnen wichtig sind. Sie erachten es als besonders motivierend sich mit Gleichgesinnten über etwas anderes als Corona auszutauschen und gemeinsame Aktionen nach der Pandemie zu planen. Die älteren Aktiven des Netzwerks YU-Peace sind auch momentan schon grenzüberschreitend in Kontakt.
Dieses Jahr wird also vieles anders sein als sonst, aber unsere Arbeit geht weiter! Gerade jetzt sind wir für Ihre ideelle und auch finanzielle Unterstützung dankbar!