Was wird aus Teilnehmenden unserer Dialogseminare für Israelis und Palästinenser*innen?

Bei unserer letzten Reise nach Israel und Palästina im Dezember 2019 trafen wir Deniz* (Name geändert) in einem Café im Stadtzentrum Hebrons.

Vor 10 Jahren nahm Deniz* zum ersten Mal an einem Dialogseminar in Deutschland teil, 2012 an einem Moderationstraining für ehemalige Teilnehmende der Seminare. „Das Seminar hat mein Leben verändert und mich motiviert, gewaltfrei die Besatzung zu bekämpfen“, antwortet er prompt auf unsere Nachfrage. Er erzählt, dass er bis heute noch mit ehemaligen Teilnehmenden der Seminare aus der Westbank und Ost-Jerusalem in Kontakt ist, sowie auch mit einigen israelischen Teilnehmer*innen. Einige der Israelis von damals arbeiten bei israelischen Menschenrechtsorganisationen, eine Teilnehmerin ist mittlerweile sogar als Menschenrechtsanwältin tätig. „Einige kommen immer noch zu gemeinsamen Demonstrationen anlässlich der Open Shuhada Street Campaign nach Hebron“, berichtet Deniz.

Heute ist Deniz* Aktivist bei Youth Against Settlements (YAS, Junge Menschen gegen Siedlungen), die er als Gruppe von Aktivist*innen beschreibt, welche die Einwohner*innen Hebrons dabei unterstützt, sich gewaltfrei gegen Enteignung ihrer Häuser durch israelische Siedler*innen zu wehren. YAS initiiert gewaltfreie Aktionen zivilen Ungehorsams organisiert Demonstrationen und politische Touren in Hebron, teils auch zusammen mit israelischen Organisationen wie Breaking the Silence. Zudem vertreten sie die Interessen der Bewohner*innen und informieren über die Situation in Palästina: Deniz* war deswegen schon in Deutschland und beispielsweise im vergangenen Jahr in Frankreich und Katalonien. Dort sprachen sie mit Parlamentarier*innen und hielten Vorträge in Schulen und Kulturzentren über die Menschenrechtsverletzungen durch die Besatzung in Palästina und besonders in Hebron.

Obwohl sein Aktivismus auch persönliche Auswirkungen hat, z.B. auf die Aufstiegschancen in seinem Job, ist Deniz* überzeugt, dass sein Weg des gewaltfreien zivilen Ungehorsams der Richtige ist. Abschließend bot er uns an, im Rahmen von Nachfolgetreffen politische Touren für ehemalige Teilnehmende der Seminare in Hebron zu organisieren und Kontakte zu potentiell interessierten Teilnehmer*innen herzustellen.