“Mein Leben war bisher voll von blindem Radikalismus, weit entfernt von jeglicher Menschlichkeit, ein Leben also wie das jedes palästinensischen Heranwachsenden, geprägt von Tod und Zerstörung als Folge der Besatzung. Als ich überlegte, an den ‚Ferien vom Krieg‘ teilzunehmen, ließ mich der Gedanke nicht los: „Wie soll ich mir selbst erlauben, mit dem ewigen Feind meines Volkes zusammen zu sitzen, zu diskutieren und ihnen zuzuhören? Wie soll ich mit ihnen leben, essen und trinken? Sie haben meinen besten Freund getötet, viele meiner Verwandten ins Gefängnis gesteckt, unser Haus mit schwerer Artillerie beschossen und gestürmt. Sie halten mich täglich an Checkpoints fest!“ Dann dachte ich, dass es vielleicht eine sehr gute Gelegenheit sei, um dem Feind gegenüber meine Wut und meinen Hass zu äußern, mit ihm eine unblutige Schlacht der Worte zu führen, in der ich ebenso stark bin wie er. Wir werden unsere Feinde auf Augenhöhe treffen. Bisher kannte ich nur Gesichter von Israelis, die die Macht der Besatzer ausdrücken. Als die jungen Israelis im Flughafen Frankfurt nur noch wenige Meter entfernt waren, überlegte ich, ob ich sie begrüßen sollte. Es war ein innerer Kampf zwischen meiner menschlichen Seite und meinem leidvollen Alltag, der mich zwang, meine Wut im Gesicht zu tragen. Ich streckte meine Hand aus und begrüßte sie mit einem Lächeln. Es war der Anfang meiner inneren Reise. (…)”

Ahmed* (Name geändert) nahm 2010 an einem der Dialogseminare für jungen Erwachsene aus Israel und Palästina teil und hat seine Erfahrungen in einem beeindruckenden Text niedergeschrieben, den Sie hier komplett lesen können. Der Text steht stellvertretend für die Erfahrungen vieler Teilnehmer*innen – nicht jede*r hat jedoch die Gabe diese so in geschriebene Worte zu fassen.

Nur soviel vorab – es lohnt sich!